Überqualifiziert?

Vielleicht hat ja der eine oder andere Leser schon einmal selbst auf eine Bewerbung eine Ablehnung erhalten - mit der eigenartigen Begründung "Sie sind für diesen Job überqualifiziert!". Auch wenn es in der konkreten Situation kein Trost sein mag, ist es vielleicht doch interessant zu wissen, dass auch Anbieter/Entwickler von Laborinformationssystemen (LIMS) oder überhaupt Software öfters in zumindest entfernt ähnliche Situationen kommen.

Der "klassische" Fall in dieser Hinsicht sind Kundenanfragen, die sich unter einem LIMS einfach etwas Anderes vorgestellt haben, oft ein ganz einfaches System zur Probenverwaltung, wo man Proben registrieren und den Lagerort bzw. die weitere Verbringung dokumentieren kann. Bei einer Präsentation des LIMS "uniLIME" ist dann oft die Verwunderung über die vielen weiteren im LIMS enthaltenen Funktionen wie Verwaltung der Analysenparameter, der Messwerte, der Prüfberichte, Rechnungen und Angebote, analytische Qualitätssicherung und Ähnliches groß.

Als seriöser Anbieter wird man dem Kunden hier meist ein den Anforderungen entsprechendes einfaches Fremdsystem empfehlen, eine Installation des LIMS würde hier wenig Sinn ergeben. Einerseits kann man ja kaum für die 95% ungenutzten Funktionen auch den Preis entsprechend senken, andererseits würden die vielen Optionen den Anwender nur verwirren.

Ein bisschen anders hingegen sieht die Ausgangslage aus, wenn die Anfrage nicht von einem Neukunden kommt, sondern Anwendern, die bereits seit einiger Zeit mit dem LIMS "uniLIME" arbeiten und es gerne zusätzlich in einer anderen Abteilung des Unternehmens einsetzen möchten, wo eben nur ein Teil der Funktionalität gebraucht wird. In dieser Situation fallen einerseits ja keine oder nur geringe zusätzliche Lizenzkosten an, andererseits bringt der Einsatz von uniLIME statt eines einfachen Fremdsystems oft viele Synergien mit sich. So zum Beispiel, dass man die gemeinsamen Kunden dann nicht doppelt erfassen/verwalten müsste. Oder dass die bisherigen uniLIME-Anwender ja genug Erfahrung mit dem LIMS haben und daher die neue Abteilung optimal bei den ersten Schritten unterstützen kann, ohne quasi völliges Neuland zu betreten.

Stellt sich nur die Frage, was man mit den vielen, in der zweiten Abteilung nicht benötigten Funktionen von uniLIME macht. Am einfachsten ist es, diese Funktionen (z.B. als Menüpunkte) einfach auszublenden und nur diejenigen tatsächlich dem Anwender zu präsentieren, die er tatsächlich benötigt. Manchmal wird es - so merkwürdig es auch klingt - doch ein bisschen komplizierter, wenn auch das Datenmodell gewissermaßen vereinfacht werden soll. Wenn zum Beispiel die zweite Abteilung wiederum nur die Probenverwaltung benötigt, müsste man vom Programm her die Aufträge (den Proben übergeordnet) und die Teilproben sowie Analysenumfänge (den Proben untergeordnet) verbergen. Auf jeden Fall sollten solche Situationen vorab gut geplant werden, wobei die "alten Hasen" in der ersten Abteilung als Berater natürlich eine große Hilfe sind.

< Früherer Beitrag     Neuerer Beitrag >