Gelebte Vielfalt - ja, aber ...

Im Zeitalter der Globalisierung finden lokale Angebote immer mehr Zuspruch, Bauernmärkte und das "Aus der Region"-Regal im Supermarkt boomen. Kein Wunder, Regionalität vermittelt etwas von "guter alter Zeit", wo die meisten Menschen nur selten aus ihrem Dorf herausgekommen sind. An sich ja eine schöne Entwicklung, die mit kurzen Transportwegen auch gut zu den aktuellen Herausforderungen der Klimapolitik passt.

Schwierig wird es aber, wenn regionale Traditionen auf Internationalität treffen. So zum Beispiel in unserem Hauptthema Laborinformationssysteme / LIMS.

Einer der wichtigsten Gründe für die Anschaffung eines LIMS ist ja die enorme Zeitersparnis durch die Automatisierung, besonders bei umfangreichen Datenbeständen wie den Analysenergebnissen. Während man einen pH-Wert vor Ort oder eine Einwaage noch ganz gut per Hand eintippen kann, sieht es bei Analysenverfahren wie ICP oder GC/MS ganz anders aus, wo je Probe viele, manchmal hunderte einzelne Messwerte anfallen. Beim typischen Probendurchsatz eines Labors wäre der Zeitaufwand für eine manuelle Erfassung enorm und die Ersparnis durch die LIMS-Unterstützung entsprechend hoch.

Die Messwerte kommen üblicherweise direkt vom eigenen Analysengerät oder aber einem Partnerlabor. Trotz verschiedenster aufgefeilter Übertragungsverfahren ist der "altmodische" Weg über Dateien immer noch am bedeutendsten, in den meisten Fällen handelt es sich um einfache Textdateien.

Häufig gibt es dazu auch gar keine klare Schnittstellendefinition, als LIMS-Entwickler bzw. Anwender erhält man einfach eine Beispieldatei, über die man dann den Messwert-Import konfiguriert. Bei diesem "trial-and-error"-Verfahren gibt es natürlich genügend Fallstricke, zum Beispiel, dass das Partnerlabor von sich aus einfach den Dateiaufbau (wo steht was?) ändert und dann die Daten gar nicht oder falsch eingelesen werden.

Eine andere Problemquelle kommt aus unserem Thema Regionalität vs. Internationalität und hier ganz besonders durch die lokalen Unterschiede von Datums- und Zahlenformaten. Die Messgeräte stammen aus vielen verschiedenen Ländern, wir haben auch Partnerlabors im Ausland - und immer muss man damit rechnen, dass es hier Unterschiede gibt, die uns die Weiterverarbeitung der Daten erschweren.

Der "Klassiker" hier ist das Dezimaltrennzeichen in Zahlenangaben. Während es in Deutschland und Österreich das Komma ist, wird im angloamerikanischen Raum, aber auch der Schweiz der Punkt verwendet. Und da aus diesem Grund beide Varianten regelmäßig beim Import vorkommen, akzeptiert unser Laborinformationssystem "uniLIME" einfach beide Zeichen. Das funktioniert meistens sehr gut, es gibt aber eine Ausnahme:

Wenn nämlich das Format zusätzlich noch 1000-er-Trennzeichen (z.B. "1.000.000" für eine Million) verwendet, kann es schnell zu massiven Problemen kommen. Denn die Angabe "1.235" könnte dann zwei unterschiedliche Interpretationen zulassen, die sich gleich um den Faktor Tausend unterscheiden!

Aus diesem Grund verwenden die meisten Exportformate der Analysengeräte nicht diese Art der Zahlendarstellung, die auch vom Prinzip her vor allem für Währungsangaben vorgesehen ist. Aber bei Exportdateien von Partnerlabors kann so etwas schon von Zeit und Zeit vorkommen.

Wie kann man diese Probleme schon vorab vermeiden?

Die ideale Lösung ist, auf solche Zahlenformate zu verzichten, also im konkreten Fall das Analysengerät entsprechend zu konfigurieren bzw. das Partnerlabor zu bitten, nur Zahlen in einem "wissenschaftlichen" Format zu liefern. Falls das nicht möglich ist und/oder als zusätzliche Sicherheit empfiehlt sich aber natürlich noch eine Prüfung durch das LIMS direkt beim Import.

Bei uniLIME kann man einerseits direkt Plausibilitätsgrenzen angeben, deren Überschreitung physikalisch oder faktisch unmöglich ist. Also bei den meisten Messwerten im Labor kann man negative Werte ausschließen und Angaben über 100% oder 1000 g/kg sind auch unmöglich. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, langfristige Mittelwerte des betreffenden Parameters je Produktart bzw. Matrix zu berechnen und bei zu großen Unterschieden zum aktuellen Messwert eine Warnung auszugeben.

Aber noch besser ist es natürlich, ein Übertragungsformat zu nützen, wo diese Fehlinterpretationen gar nicht erst möglich sind, zum Beispiel als XML-Dateien.

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