Von Synergisten und Antagonisten

Die zwei wichtigsten Argumente für die Einführung eines Laborinformationssystems (LIMS) wie unser System "uniLIME" kann man meist kurz mit den Schlagworten "Produktivität und Qualität" zusammenfassen. Zum einen lassen sich viele zeitraubende manuelle Vorgänge vereinfachen, z.B. das mehrfache Eingeben derselben Messwerten an verschiedenen Stellen. Vielfach können die Messwerte ja überhaupt vollautomatisch vom Analysengerät importiert werden. Oder die Verwendung von Barcodes, die ebenfalls viel Zeit bei der Datenerfassung sparen.

Zum anderen vermeidet man auf diese Weise potenzielle Fehlerquellen, also insbesondere Tippfehler, was die Qualität der erfassten Daten spürbar erhöht. In dieselbe Stoßrichtigung geht die automatische Sicherstellung, dass die Mitarbeiter nur im Rahmen ihrer Berechtigungen (die z.B. aus dem Qualitätshandbuch hervorgeht und im LIMS abgebildet werden) tätig werden können. Und last not least die möglichst umfangreiche Aufzeichnung aller Eingriffe, um Unklarheiten notfalls noch viele Jahre später ausräumen zu können.

Aber wie alles im Leben ist es natürlich nicht immer ganz so einfach. Es gibt durchaus auch Themenbereiche, wo sich Produktivitätsverbesserung und Qualitätsbestrebungen ein bisschen in die Quere kommen. So zum Beispiel bei der Dokumentation von Änderungen oder Löschungen, was im allgemeinen im Rahmen eines "Audit Trails" stattfindet. Wenn ein Benutzer wichtige Stammdaten ändern muss, z.B. die Definition eines Analysenparameters, wird dies im Allgemeinen automatisch im Audit Trail eingetragen und lässt sich damit quasi "auf immer und ewig" nachvollziehen. Zur optimalen Nachvollziehbarkeit ist allerdings die manuelle Eingabe einer Begründung oder Motivation zu dieser Aktion durch den Anwender sinnvoll, was wieder Zeitaufwand verursacht und - zumindest wenn das häufiger vorkommt - nicht selten auf wenig Begeisterung bei den betroffenen Mitarbeitern stößt.

Ähnliches findet man auch im Rahmen der Änderung von wichtigen Dokumenten, z.B. bei Standardarbeitsanweisungen oder Ähnlichem. Das QM-Modul unseres LIMS "uniLIME" benachrichtigt in diesem Fall alle betroffenen Mitarbeiter über die Änderung, diese müssen anschließend die Kenntnisnahme explizit bestätigen. Ein wichtiger Punkt im Rahmen des Qualitätsmanagements, aber sicherlich für den einzelnen oft genug lästig.

Dabei ist die Thematik ja gar nicht nur auf den Bereich des Laborinformationssystems beschränkt - ähnliches findet sich auch in der "ganz analogen" Labortätigkeit. So zum Beispiel, wenn man - streng nach den Empfehlungen der Autoritäten im Bereich der Analytischen Qualitätssicherung - so viel Aufwand für Kalibrationen und Vergleichsmessungen machen muss, dass man gar keine Zeit mehr findet, die eigentlichen Analysen durchzuführen ...

Ein "Patentrezept" gibt es hier leider nicht, wie man diesen "Trade-Off" lösen kann, es wird wohl von der konkreten Situation abhängen, wie viel Aufwand man für die Qualitätsverbesserungen akzeptieren kann. Also welche gesetzliche Vorschriften sind zu erfüllen, wie viel Spielraum lassen die Erlöse der Labordienstleistungen zu und so weiter.

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