Die heimlichen Herrscher

Derzeit in einer Regierung tätig zu sein, ist sicherlich eine - man denke an den berühmten, wenn auch wohl nicht authentischen chinesischen Fluch - "interessante" Aufgabe. Also wo man in der aktuellen Coronavirus-Pandemie genau das richtige Maß an Restriktionen finden muss, um einerseits die Infektionen in Schach zu halten und andererseits die Wirtschaft, aber auch das Privatleben der Bürger nicht mehr als notwendig zu belasten. Anders gesagt, egal was man tut, man wird sich wütende Proteste und Ärger der einen oder der anderen Seite nicht ersparen können.

Medial weniger öffentlichkeitswirksam spielt sich dasselbe Bild aber schon seit längerem in der digitalen Sphäre ab. Auch hier geht es immer mehr darum, Schadsoftware (z.B. die immer raffinierteren Verschlüsselungstrojaner) abzuwehren, ohne aber die Funktion der IT allzu stark einzuschränken. Auch hier muss man einen geeigneten Kompromiss zwischen Sicherheit und Funktionsfähigkeit finden.

Bei einigen der Anwender unseres Laborinformationssystems (LIMS) "uniLIME" kommt es immer wieder vor, dass ihre IT-Abteilung (besonders bei Großbetrieben sowie staatlichen Organisationen) kurzfristig neue Sicherheitsmaßnahmen einführt, deren "Nebenwirkungen" darin bestehen, dass das LIMS nur mehr teilweise oder gar nicht mehr genützt werden kann. So zum Beispiel, indem die Schnittstellen zu Microsoft Office (Word oder Excel) blockiert werden oder gar, dass die gesamte LIMS-Anwendung unter "Quarantäne" gestellt wird.

Gut, so etwas kann schon einmal passieren. Was aber besonders auffällt, ist, dass es teilweise sehr mühsam und zeitaufwändig ist, die kurzfristig eingeführten Einschränkungen wieder aufheben oder so anpassen zu lassen, dass das LIMS wieder sinnvoll weiterbetrieben werden kann. Man kommt schon einmal zum Eindruck, dass die IT-Abteilung der "heimliche Herrscher" im Unternehmen ist, der zwar nominell, aber in der Realität nicht wirklich unter der Kontrolle der Geschäftsführung steht. Eigentlich auch nicht verwunderlich, denn kaum jemand aus der "obersten Etage" wird die Detailkenntnisse haben, um konkrete Entscheidungen der IT fachlich in Frage stellen zu können.

So gesehen tut man gut daran, sich mit den betreffenden Damen und Herren gut zu stellen, vielleicht ab und zu (sofern aktuell noch möglich) auf ein Bier oder so einzuladen und auf keinen Fall vergessen, zum Geburtstag zu gratulieren ...

< Früherer Beitrag     Neuerer Beitrag >