Gut gemeint ... (reloaded)

Wie schon vor fast 3 Jahren an dieser Stelle wieder ein paar Mosaiksteinchen zum berühmt-berüchtigten Upgrade-Dilemma.

Manch einer der Älteren unter uns wird sich von Zeit zu Zeit an die "unschuldigen" Anfangszeiten der Informationstechnologie zurückerinnern, als man noch bedenkenlos jede neue Möglichkeit, jedes neue Programm installieren und ausprobieren konnte. Leider hat sich aber bekanntlicherweise die IT als sehr bequemes, fast risikoloses Betätigungsfeld bösartiger Zeitgenossen etabliert und man muss bei jedem Tastendruck, jedem Mausklick höllisch achtgeben, sich nicht etwa Schadsoftware zu einzuhandeln, beispielsweise die derzeit weitverbreiteten Erpressungstrojaner (Ransomware).

Ein allgemein akzeptierter Sicherheitsgrundsatz ist, alle angebotenen Updates so schnell wie möglich zu installieren. Nachdem diese aber normalerweise nicht "in alle Ewigkeit" für eine bestimmte Softwareversion angeboten werden, muss man früher oder später auch auf die neueste Version umstellen ("Upgrade"). Also beispielsweise von Windows 7 auf Windows 10 (und früher oder später auf Windows 11) oder von Office 2010/2013/2016 auf Office 365.

Leider kommt es mit schöner Regelmäßigkeit vor, dass ein solches Upgrade neben vielen neuen, verbesserten oder erweiterten Funktionen auch den einen oder anderen kleinen "Haken" in sich trägt, wodurch bestehende, bisher perfekt laufende Softwarepakete beeinträchtigt oder gar komplett blockiert werden. Dies betrifft natürlich auch unser Hauptthema Laborinformationssysteme (LIMS).

Zwei neue Beispiele dazu:

Unser LIMS "uniLIME" versendet - wie die meisten Laborinformationssysteme - automatisch e-mails in bestimmten Situationen, zum Beispiel Vorab-Informationen über Messwerte, noch bevor der endgültige Bericht erstellt wird. Da keine besondere Form benötigt wird, war dies bisher einfach eine Mail im Textformat mit den aktuellen Messwerten.

Nun hat aber - das von vielen Anwendern verwendete - Mailprogramm Outlook in der aktuellen Version eine vermeintlich praktische (und voreingestellte) Option, nämlich überflüssige Zeilenvorschübe zu entfernen. Leider aber stimmt die Einschätzungen von Outlook, was jetzt genau ein "überflüssiger" Zeilenvorschub ist, nicht unbedingt mit den Vorstellungen des Anwenders überein. Kurz gesagt, Outlook löscht fast wahllos Zeilenvorschübe und macht damit die Mail mit den Vorab-Resultaten nahezu unleserlich.

Natürlich kann man diese Option abstellen, es ist aber wohl dem Mailempfänger (Kunde des Labors) kaum zuzumuten, zum bloßen Lesen einer Mail in den Tiefen der Outlook-Optionen zu stöbern. Aus diesem Grund mussten wir den Mailversand so ändern, dass die Vorab-Resultate als HTML (statt Text) versendet werden, wo glücklicherweise (zumindest bis dato) Outlook nichts an der Formatierung durcheinanderbringt.

Gravierender ist Beispiel 2: Das LIMS "uniLIME" verwendet seit jeher Microsoft Word als Berichtgenerator, was gegenüber eigenständigen Reportgeneratoren den großen Vorteil hat, dass jeder LIMS-Anwender selbst einerseits problemlos die Berichtvorlagen erstellen/ändern und andererseits den fertigen Bericht als Word-Dokument noch bei Bedarf nachbearbeiten kann. Technisch läuft dies über die sogenannte "office automation" Schnittstellen von Microsoft.

Dies hat bis Word 2010 hervorragend funktioniert. Neuere Versionen ab Word 2013 unterstützen diese Schnittstelle selbstverständlich auch, aber mit jeder neuen Word-Version sinkt die Ausführungsgeschwindigkeit sehr deutlich. Der gleiche Bericht benötigt mit Word 365 inzwischen mindestens 10-20 Mal so lange (klingt absurd, ist es auch...) wie unter Word 2010 - für die uniLIME-Anwender natürlich unzumutbar. Aus diesem Grund mussten wir ein völlig eigenständiges Modul entwickeln, das diese Operationen im Speicher (ganz ohne Word) ausführt und erst am Ende das fertige Dokument mit Word öffnet. Kleiner "Nebeneffekt": dies funktioniert auch mit alternativen (kostenlosen) Textverarbeitungsprogrammen wie LibreOffice. Ein uniLIME-User, der Word ohnehin nur für den Einsatz als Berichtgenerator des LIMS benötigt, kann sich die Ausgabe damit sparen.

Fazit: Externe, de facto unverzichtbare Upgrades (z.B. Betriebssystem oder Office-Paket) können die Funktion eines LIMS von einem Moment auf den anderen massiv beeinträchtigen. Sicherheit schafft nur ein schneller und leistungsfähiger Support des LIMS-Herstellers.

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